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Behandlungsimmanentes Risiko im Arzthaftungsrecht: Was Ärzte wissen sollten
Im Arzthaftungsrecht spielen verschiedene rechtliche Konzepte eine zentrale Rolle. Ein besonders relevantes Thema für Ärzte ist das sogenannte behandlungsimmanente Risiko. Doch was bedeutet dieser Begriff und wie wirkt sich das behandlungsimmanente Risiko auf die Haftung von Ärzten aus? In diesem Artikel möchten wir als Anwalt für Arzthaftungsrecht aufzeigen, welche rechtlichen Rahmenbedingungen für Ärzte in Bezug auf behandlungsimmanente Risiken bestehen und wie sie sich in der Praxis absichern können.
Was ist ein behandlungsimmanentes Risiko?
Der Begriff "behandlungsimmanentes Risiko" bezeichnet Risiken, die mit einer bestimmten medizinischen Behandlung oder dem Eingriff an sich verbunden sind. Es handelt sich dabei um Risiken, die nicht durch einen Fehler des Arztes, sondern aufgrund der Natur der Behandlung oder des Verfahrens auftreten können. Solche Risiken gehören zum medizinischen Eingriff und sind daher in der Regel unvermeidbar.
Ein klassisches Beispiel für ein behandlungsimmanentes Risiko ist das Narkoserisiko bei einer Operation. Obwohl der Arzt alle erforderlichen Vorsichtsmaßnahmen trifft, besteht immer die Möglichkeit, dass der Patient auf die Narkose allergisch reagiert oder es zu unerwarteten Komplikationen kommt. Ein weiteres Beispiel ist das Infektionsrisiko nach chirurgischen Eingriffen.
Abgrenzung von Behandlungsfehlern und behandlungsimmanenten Risiken
Es ist wichtig, behandlungsimmanente Risiken von echten Behandlungsfehlern zu unterscheiden. Ein Behandlungsfehler liegt vor, wenn der Arzt in einer bestimmten Situation von den anerkannten medizinischen Standards abweicht, was zu einem Schaden beim Patienten führt. Solche Fehler können z.B. in der falschen Medikation, einer fehlerhaften Diagnose oder einer unsachgemäßen Durchführung eines Eingriffs bestehen.
Im Gegensatz dazu stellt das behandlungsimmanente Risiko keinen Fehler des Arztes dar. Auch bei einer ordnungsgemäß durchgeführten Behandlung kann es zu unerwünschten Nebenwirkungen oder Komplikationen kommen, die im Vorfeld nicht sicher absehbar waren. Für diese Risiken haftet der Arzt grundsätzlich nicht, es sei denn, es liegt eine grobe Fahrlässigkeit oder ein anderer, schwerwiegender Fehler vor.
Die rechtliche Einordnung des behandlungsimmanenten Risikos
Im deutschen Arzthaftungsrecht gibt es klare Vorgaben, wie mit behandlungsimmanenten Risiken umgegangen wird. Ein Arzt ist grundsätzlich nicht verpflichtet, alle denkbaren Risiken einer Behandlung zu vermeiden. Vielmehr ist es seine Aufgabe, den Patienten über die bestehenden Risiken aufzuklären und ihm die Entscheidung zu überlassen, ob er das Risiko in Kauf nehmen möchte.
Aufklärungspflicht des Arztes
Die Aufklärungspflicht ist ein zentraler Bestandteil des Arzthaftungsrechts und schützt den Patienten vor unerwünschten Überraschungen. Dabei geht es nicht nur um die Information über die allgemeinen Risiken einer Behandlung, sondern auch um die Aufklärung über behandlungsimmanente Risiken. Diese müssen dem Patienten verständlich erklärt werden, sodass er informierte Entscheidungen treffen kann.
Ein Arzt hat auch dann seine Aufklärungspflicht erfüllt, wenn er den Patienten über Risiken informiert, die er nicht beeinflussen kann. Wenn ein Patient einer Behandlung zustimmt, obwohl er über ein behandlungsimmanentes Risiko aufgeklärt wurde, trägt er in der Regel selbst die Verantwortung für den Eintritt des Risikos. Das bedeutet, dass der Arzt nicht haftet, solange er keine Fehler bei der Durchführung der Behandlung gemacht hat.
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Haftung für behandlungsimmanente Risiken
In der Regel haftet ein Arzt nicht für behandlungsimmanente Risiken. Wenn ein Risiko aufgrund der Behandlung eintritt und es keine Anzeichen für einen Fehler des Arztes gibt, ist keine Haftung zu erwarten. Das behandlungsimmanente Risiko wird als Teil des Behandlungserfolges betrachtet und ist vom Arzt nicht vollständig kontrollierbar.
Es gibt jedoch Ausnahmen, bei denen ein Arzt dennoch haftbar gemacht werden kann. Dies ist vor allem der Fall, wenn der Arzt sorgfaltspflichtwidrig gehandelt hat, etwa durch unzureichende Aufklärung oder eine unsachgemäße Durchführung der Behandlung. Ebenso kann der Arzt für das behandlungsimmanente Risiko haftbar gemacht werden, wenn er das Risiko nicht ordnungsgemäß in die Behandlungsplanung einbezogen hat oder wenn er dem Patienten das Risiko nicht ausreichend transparent dargestellt hat.
Die Bedeutung der rechtzeitigen Dokumentation
Für Ärzte ist es unerlässlich, alle relevanten Informationen bezüglich der Behandlung und der Risiken sorgfältig zu dokumentieren. Eine vollständige und genaue Dokumentation schützt nicht nur den Patienten, sondern auch den Arzt im Falle eines Haftungsanspruchs. Im Hinblick auf behandlungsimmanente Risiken ist es besonders wichtig, dass die Aufklärung und die Risiken eindeutig dokumentiert werden.
Dokumentation und Aufklärung sollten detailliert erfolgen, um im Streitfall belegen zu können, dass der Arzt die entsprechenden Informationen über das behandlungsimmanente Risiko korrekt an den Patienten weitergegeben hat.
Fazit
Das behandlungsimmanente Risiko gehört zum Alltag jedes Arztes und ist ein zentraler Bestandteil des Arzthaftungsrechts. Für Ärzte ist es wichtig, die Aufklärungspflicht zu erfüllen und den Patienten umfassend über die bestehenden Risiken zu informieren. So können Haftungsansprüche vermieden werden, die auf unbeabsichtigten Komplikationen beruhen, die nicht durch den Arzt zu verantworten sind.
In Fällen von Behandlungsfehlern, die trotz einer ordnungsgemäßen Durchführung auftreten, kann die Haftung des Arztes jedoch in Frage gestellt werden. Daher ist eine sorgfältige Dokumentation und die ordnungsgemäße Durchführung jeder Behandlung entscheidend, um rechtlichen Risiken vorzubeugen.
Wenn Sie als Arzt oder Ärztin rechtliche Fragen zum Thema Arzthaftungsrecht und behandlungsimmanente Risiken haben, stehe ich Ihnen gern zur Seite. Ziel ist es, Sie rechtzeitig über mögliche Haftungsrisiken zu informieren und Ihnen dabei zu helfen, Ihre Praxis rechtlich abzusichern. Wir Ihnen ein Behandlungsfehler vorgeworfen? Nehmen Sie Kontakt auf.